Der Kommentar einer Dame reiferen Alters bei ProSieben Newstime zum Streik der Lokführer: „Ich sehe es nicht ein, dass 8.000 Hanseln 80 Millionen terrorisieren können.“
Das ist ja mal ein ganz neues Verständnis von Terror – reife Leistung!
Autor: meckerossi
Medien, Meinung und Manipulation (Vol. 2)
Entgegen meiner Erwartung kam auf den offenen Brief von Bluejax an die Redaktion des heute-journals vom ZDF tatsächlich eine Reaktion (sicherlich auch der Hartnäckigkeit Bluejax’ zu verdanken). Darin äußert der Venezuela-Korrespondet Carsten Thurau seine Sicht der Dinge insbesondere im Bezug auf den offenen Brief. Nun ja, jedenfalls streift er die Kritik von Bluejax. Im Grunde versucht er seinen Beitrag zu rechtfertigen, der aber nicht den Kern der Kritik ausmachte. Vielleicht hätte Bluejax anstelle von
„Gerade von […] ZDF, […] erwarte ich, dass man […] keine einseitige Berichterstattung ausstrahlt, […]!“ besser schreiben sollen, dass er keine Anmoderation erwartet, welche den folgenden Bericht einseitig interpretiert und eine unvoreingenomme Rezeption damit erschwert. Da er einseitige Berichterstattung schrieb, kann man vielleicht schon verstehen, warum sich dessen Autor angegriffen fühlt und gleich noch weitere Beispiele liefert, die seine Sichtweise stützen. Was Herr Thurau dort nennt, sind wahrlich keine schönen Dinge. Und wenn es stimmt, dann muss man natürlich darüber berichten. Aber darum soll es jetzt nicht gehen…
Laut Herrn Thurau wurde er gebeten zu antworten, weil er die Lage vor Ort in Venezuela am besten beurteilen kann. Die heute-journal-Redaktion schiebt also ihren Experten vor, da er am wenigsten angreifbar ist (Wer von den Kritikern hat schon so viel Ahnung von Venezuela wie er?). Das ist taktisch klug. Es lässt aber auch darauf schließen, dass sich die Redaktion keine handwerklichen Vorwürfe gefallen lassen möchte (jdf. nicht öffentlich) – stattdessen ignoriert sie die Vorwürfe auf das Rhetorische (handwerkliche) und verlagert die Argumentation auf inhaltliche Ebene (der Korrespondent soll antworten). Vor allem der Seitenhieb auf Oskar Lafontaine und Linkspartei bleibt dabei unbeachtet. Ja klar, stimmt ja sicherlich, dass die den venezuelanischen Präsidenten Chavez als Vorbild betrachten, aber das liefert in dem Fall wirklich nix zur Sache. Eine dermaßen zusammenhangslose Vereinfachung und Verkettung von verschiedenen Sachverhalten ist ungefähr genauso dämlich wie wenn man bei einer Berichterstattung über die CDU immer wieder erwähnen würde, dass diese mal einen Bundeskanzler gestellt hatten, der ein aktives Mitglied in der NSDAP war.
Hm wobei, da fällt mir auf, dass es andersrum ja immer wieder gern gemacht wird: von wegen alter SED-Kader in der PDS bzw. jetzt Linkspartei usw.
Nun ja, zwischen gut gemeint (objektiv berichten wollen) und gut gemacht (eben nicht ganz so objektiv berichten, wie es möglich wäre) wird es wahrscheinlich immer einen Unterschied geben…
Lebewohl Aufklärung
Auweia! Eva Herman hat die Familienpolitik der Nazis gelobt! Ja, sie hat es gewagt, zu behaupten es sei nicht alles schlecht gewesen im dritten Reich. Was für eine Frechheit! Nein Dummheit. Jedes Kind weiß doch, dass alles schlecht war in Nazideutschland. Deshalb waren die Nazis ja auch so erfolgreich. Sie und ihre Politik waren die Verkörperung des Bösen, worauf das deutsche Volk schon so lange gewartet hatte, deswegen konnten sie auch so gut wie ungehindert Millionen von Menschen in den Tod schicken. Ist doch logisch! Der gemeine Deutsche war damals eben auch böse.
Aber jetzt ist das anders. Jetzt sind die Deutschen ganz lieb und nett und machen alles richtig – gewinnen fleißig im Fußball und zeugen viele gesunde Kinder. Das ganze Gegenteil also zu den Deutschen damals. Deswegen muss Eva Hermann von ihrem Posten gehen. Denn wer im Paradies den Teufel lobt, der kann doch in die Hölle ziehen (oder so ähnlich). Über die Vergangenheit differenziert und unvoreingenommen diskutieren brauchen wir nicht. Deshalb brauchen wir auch nicht derart auf Evas Provokation eingehen. Wir wissen ja wie es damals war – eben alles schlecht. So einfach ist das. Basta!
Unwissenheit kann schützen…
…und zwar die anderen. So berichtet das heute-journal auf ZDF, dass die Fahnder des BKAs die geplanten Terroranschläge verhindern konnte, weil die Terroristen die prinzipielle Internettechnolgie nicht richtig verstanden haben. So seien sie der Meinung gewesen, wenn man Emails nur als Entwürfe speichert, dann können diese auch nicht abgefangen werden. Dumm nur, wenn man die Entwürfe in seinem Webmail-Account bei GMX oder web.de oder sonstwo auf nem anderen Server speichert, denn da müssen sie ja auch erst mal irgendwie hinkommen…
Da haben wir wohl noch mal Glück gehabt!
Nur irgendwie dumm, dass diese Information anderen potenziellen Verbrechern nun behilflich sein kann…
Wer schon hat, der braucht auch mehr
Was musste ich gerade auf Spiegel Online lesen? Der unsympathische Ex-Siemens-Chef Kleinfeld bekommt vertraglich 1 Millionen Euro Umzugsbeihilfe zugesichert?! Also wenn Umzugsbeihilfe wirklich das ist, was der Name suggeriert, nämlich eine finanzielle Unterstützung beim Verlegen des Wohnsitzes, dann ist das ja der reine Wahnsinn! Würde mich mal glatt interessieren, wie man das vernünftig begründen will. Beim Gehalt von mehreren Millionen können die sich ja immer noch auf Leistungs- und Verantwortungsvergütung herausreden – wobei die Bemessung derer absolut aus der Luft gegriffen ist…
Wie dem auch sei, eine Umzugshilfe ist in vielen Firmen üblich. Bewegt sich aber so bei einigen Tausend Euro maximal. Aber natürlich, der Umzug des Swimmingpools von Herrn Kleinfeld kostet ne ganze Stange Geld. Auch seine teuren Autos können nicht einfach so transportiert werden. Ganz zu schweigen von seinen vielen wertvollen und zerbrechlichen Gegenständen die er vermutlich in seinem 250m² Haus rumzustehen hat (A.d.A.: Größe geschätzt). Das kostet eben ein bisschen mehr als der 3er Golf und die Gartenzwerge von Lieschen Müller, also braucht er auch eine größere Umzugshilfe. Ist doch klar!
Wenn ich mir jeden Monat meinen Finger mutwillig mit dem Hammer breche, dann bezahlt die Krankenkasse doch auch immer die Behandlungskosten, oder? Wenn Herr Kleinfeld also das viele Geld bewusst (um nicht zu sagen mutwillig) ausgegeben hat, dann soll man ihm doch gefälligst auch den Umzug dafür entsprechend bezahlen, oder?
Wo kämen wir denn dahin, wenn das nicht so wäre!?
Wenn ich so was lesen muss, dann wird mir klar, dass wir noch weit davon entfernt sind eine Gesellschaft zu schaffen, wie Erich Fromm sie im Buch „Haben oder Sein“ beschreibt. Eine Gesellschaft des Seins und nicht des Habens.
Dieses Buch ist übrigens bedingungslos jedem zur Lektüre zu empfehlen!
Medien, Meinung und Manipulation
Was in einem Nachrichtenprogramm, dass dazu auch noch öffentlich-rechtlich ist, erzählt wird und was daran falsch ist, wird von einem CoBlogger an einem Beispiel gezeigt: Offener Brief: An die betreffende Redaktion und deutsche Medien – Kritik an Marietta Slomka vom heute-journal
Eigentlich auch ein schöner Beitrag für mein öffentlich-rechtliches Lieblingsmedienmagazin „Zapp“ – schade nur, dass gerade Sommerpause bei denen ist. Aber im September ist Chavez sicher immer noch Präsident von Venezuela und das heute-journal auf dem ZDF wird’s auch noch geben…
Ich beobachte den Sachverhalt jedenfalls gespannt weiter.
Doppelzüngigkeit vs. gespaltene Zunge
Nun bin ich wahrlich kein besonderer Freund von Lafontaine. Er ist mir zwar lieber als so mancher brandenburgische Innenminister oder bayerische (Noch-)Ministerpräsident, aber vom Niveau nehmen sie sich alle drei nicht viel. Nur Vertritt Lafontaine eben bessere Positionen.
Nun berichtet SPON wie die SPD in einem internen Schreiben Lafontaine Doppelzüngigkeit vorwirft. Aber das ganz schlecht. Kontexte fehlen oder werden verdreht. Auch schlecht ist die Tatsache, das Lafontaine mit Aussagen über PDS und Bild-Zeitung zitiert wird. 10 Jahre später hätte er eine andere Meinung dazu (Frechheit!). Nun wäre aber erst mal zu beweisen, dass sich nichts an PDS und Arbeitsweise von BILD geändert haben. Denn wenn X anders ist als vor 10 Jahren, dann darf man doch wohl auch eine andere Meinung über X haben, oder? (OK ja, ich glaube auch nicht, dass sich BILD geändert hat, aber es zählt nicht, was man glaubt, sondern was Tatsache ist…)
Noch „besser“ sind die Zitate von einigen NDP-Funktionären, die in Lafontaine Parallelen zu ihrer Politik bzw. der der NPD sehen. Da frage ich mich, was das für ein Mensch ist, der einem NPD-Politiker recht gibt, indem er ihn unkommentiert zitiert?!
Ach und übrigens: „Deine Scheiße ist auch braun! Trotzdem nenne ich dich keinen Nazi.“
Heiligendamm, Gewalt und die Medien
Jaja, sicher gibt es nicht wenige gewaltbereite „Demonstranten“, die gegen den G8-Gipfel aggressive Stimmung machen. Und es gibt auch nicht wenige, die alle Demonstranten und Polizisten über einen Kamm scheren. Und es gibt immer wieder Diskussionen, wer nun eigentlich mit der Provokation angefangen hat. Die Polizeit hat provoziert oder irgendwelche autonomen Gewalttäter. Gegenseitig wird sich der schwarze Peter zugeschoben. Das erinnert mich an frühere Zeiten. Ich habe sie selbst miterlebt. Eigentlich hatte sie fast jeder in Deutschland erlebt. Kindergarten nennt sich das. „Du hast doch angefangen.“ – „Gar nicht wahr! Du hast angefangen!“, hieß es da…
Und ich hatte schon vorher darüber nachgedacht, wer als Vermummter so alles eine Straßenschlacht mit der Polizei anfangen könnte:
Jemand, der sich schlagen will oder auch jemand, der die Demonstranten verunglimpfen will (ein Nazi vielleicht?). Ja vielleicht ist es sogar eine Taktik der Polizei, die mit vermummten Undercover-Beamten die Demonstration gezielt zur Konfrontation mit der Polizei provoziert. Nicht um die Demonstranten zu verunglipmfen, sondern um eine Rechtfertigung zu haben um mit Gewalt einschreiten zu können und zwar an Orten die taktisch günstig für die Polizei sind. Derart würden Ausschreitungen an sensibleren, also für die gewaltbereiten Demonstranten taktisch besseren, Punkten vorweggegriffen. Und letztendlich hat die Medienpanikmache vor Ausschreitungen beim G8-Gipfel sicher so manchen unorganisierten Gelangweilten aus seine Stube gelockt…
Wenn alle gleich aussehen, wie kann ich dann wissen, wer angefangen hat?
Radsportkucken ist langweilig
„Ach du Schreck! Radsportprofis haben gedopt!? Das ist ja nicht zu fassen! Wirklich unglaublich…“
Und schon diskutieren einige darum Radsportübertragungen aus dem Programm der öffentlich-rechtlichen Programme zu nehmen. Und ihre Argumente sind gar nicht mal so schlecht (s. SPON).
Aber bitte nicht beim Radsport aufhören! Bitte auch andere Sportveranstaltungen nicht mehr übertragen (außer Großereignisse wie WM oder Olympia).
Nicht weil dort auch gedopt wird. Nein! Weil Sport im Fernsehen total scheiße ist. Langweilig! Einfach voll langweilig!
Selbst Radfahren, Fußball spielen, Schwimmen, Skilaufen, Golf spielen, Billard usw. macht viel mehr Spaß.
„Bewegt euren fetten Arsch hoch und macht selbst Sport!“ – das sollte die Devise sein!
Du hast wohl keine Manieren!?
Einen Exkurs in gute Manieren gab es heute bei „Das philosophische Quartett“ auf ZDF – Thema: „Vom Nutzen und Nachteil guter Manieren“. Nun ja, gute Manieren? Also von einem alten ungepflegten Fritz, dessen Nasenhaare wie zwei fette Popel in die Kamera lachen und dessen Haare und Bart scheinbar mehrere Woche lang nicht gepflegt wurden, lasse ich mir jedenfalls nicht Rucksack und Sandalen ausreden. Soll er doch aus Prinzip seine olle gelbe Krawatte anziehen, dass er mit der Zeit eh nicht mithalten kann, hat er in der Sendung m. E. mehrmals bewiesen. Dass er es mit den Manieren auch nicht so hat, demonstrierte er auch gleich an einem Beispiel: so droht er nervigen Handytelefonierern im ICE-Nichtraucherabteil wohl regelmäßig mit dem Anstecken einer dicken Zigarre, wenn sie das Telefonieren nicht sofort einstellen würden. Ja super Manieren sind das! Da kann man noch was lernen…
Schade, dass der Prinz wegen des 75-Jährigen nur selten zu Wort kam, denn der scheint tatsächlich ein konsequentes Maniergefühl zu haben. Ich würde trotzdem von niemanden das gebrauchte Taschentuch in meine Hose stecken…
Fazit: Zum Anregen eines manierlicheren Zusammenlebens in der heutigen Gesellschaft war diese Sendung nicht zu gebrauchen. Jedoch als bedauernswertes Beispiel wie alte Herren in einer Gesellschaft mit abflachenden Hierarchien über ihren verlorengeglaubten Erhabenheitsstatus trauern, auf den sie sich vermutlich ihr ganzes Leben lang gefreut hatten.